(Bild: Koichiro Hattori)

Koichiro Hattori

Musikalische Formen

Kirchenkonzert 2024

Das diesjährige Kirchenkonzert entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer in die faszinierende Welt musikalischer Formen.

Von klassischen Kompositionsstrukturen wie Rondo, Siciliano und Marsch bis hin zu den innovativen „Geometric Dances“, in denen geometrische Figuren rhythmisch zum Leben erweckt wurden, zeigte das Konzert die immense Bandbreite und Ausdruckskraft der Musik.

Es war das erste Konzert unter der Leitung von Dirigent Kevin Kläntschi, der mit seiner einfühlsamen und präzisen Interpretation die Musikantinnen und Musikanten sowie das Publikum gleichermassen begeisterte.

Ein ganz herzliches Dankeschön geht an unser treues Publikum und an unsere Gönnerinnen und Gönner.

Programm

Malcolm Arnold

arr. John F. Paynter

Zum Konzertauftakt präsentieren wir drei klassische Formen, die Malcolm Arnold meisterhaft miteinander vereint. Das «Prelude» bereitet den Boden, gefolgt vom «Siciliano», das uns mit seinem tänzerischen Rhythmus verführt. Den Abschluss bildet ein energiegeladenes «Rondo», in dem ein wiederkehrendes Hauptthema immer wieder variiert wird. Ein perfekter Einstieg in unser Thema der musikalischen Formen!

Sir Malcolm Arnold (*1921, †2006) gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Komponisten Großbritanniens. Neben seinen neun Sinfonien, Solokonzerten und viel Kammermusik, hat er sich auch im Bereich der Filmmusik profiliert. Für «Die Brücke am Kwai» erhielt er 1957 einen Oscar. Es gibt für Blasorchester sowohl einige Originalkompositionen als auch viele Transkriptionen.

«Prelude, Siciliano and Rondo» komponierte Arnold 1963 ursprünglich als «Little Suite for Brass Op. 80» für Brass Band. Der bekannte amerikanische Arrangeur John Paynter hat die drei Sätze 1979 für Blasorchester effektvoll instrumentiert.

Roger Cichy

In «Geometric Dances« wird es nicht nur musikalisch, sondern auch bildlich geometrisch. Der Komponist Roger Cichy übersetzt darin vier geometrische Formen in musikalische Rhythmen. Der erste Satz, inspiriert vom Viereck, bringt uns mit gleichmässigen vier Achteln pro Takt eine stabile, vertraute Struktur. Der zweite Satz entführt uns in die schwungvolle Welt des Fünfecks, mit einem spannenden Fünfachteltakt. Im dritten Satz wird das Sechseck in einem langsamen Sechsachteltakt musikalisch dargestellt und erinnert an Kreise und harmonische Bewegungen. Schliesslich überrascht uns der vierte Satz mit dem Siebeneck und dem ungewöhnlichen Siebenachteltakt – eine spielerische Asymmetrie, die uns herausfordert.

Der Amerikaner Roger Cichy (*1956) ist bekannt dafür, Erlebnisse und Emotionen in unvergessliche musikalische Werke zu verwandeln. Seine Kompositionen fangen alles ein, von der langsamen Entfaltung des Tagesanbruchs über die chaotische Natur des Pandemoniums bis hin zur Anmut einer Sanddüne. Mit seinem Hintergrund als Musikpädagoge und Abschlüssen der Ohio State University wurde Cichys Musik von namhaften Mentoren wie Edward Montgomery, Marshall Barnes and Joseph Levey beeinflusst und hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter einen Emmy für seine Filmmusik für die Dokumentation «The American St. Nick». Seine Werke werden von führenden Ensembles weltweit aufgeführt, und er ist ein gefragter Komponist und Gastdirigent.

John Mackey

Dieses Stück ist eine Adaption des Mittelsatzes der «Wine-Dark Sea: Symphonie für Band», die die Reise von Odysseus nach dem Trojanischen Krieg erzählt. «This Cruel Moon» ist das Lied der Nymphe Kalypso, die Odysseus pflegt, als er nach einem Schiffbruch fast stirbt. Sie liebt ihn sieben Jahre lang, und webt parallel dazu einen Wandteppich. Doch als Odysseus sich an seine Heimat erinnert, will er Kalypso verlassen und zu seiner Familie zurückkehren. Im Mondschein der letzten Nacht vor seinem Aufbruch entwirft Kalypso aus ihrem Wandteppich ein Segel für seine Reise. Am nächsten Morgen bricht er auf. Mit einem letzten Blick sieht sie ihm nach, während er ohne zurückzublicken davonsegelt.

Der Amerikaner John Mackey (*1973) ist in einer äusserst musikalischen Familie aufgewachsen. So lernte er etwa bei seinem Grossvater, Noten zu lesen und später auch seine ersten Kompositionen mit Notensatzprogrammen zu erstellen. Seine Ausbildung absolvierte er dann unter anderem an der berühmten Juilliard School in New York. John Mackey hat für Sinfonieorchester und auch für Tanzkompanien komponiert. In den letzten zehn Jahren widmete er sich intensiv und erfolgreich dem Blasorchester.

Seine Musik hat eine enorme Bandbreite, von dem langsamen und düster aufkommenden Beginn von «Aurora Awakes» über die wahnsinnige Verrücktheit von «Asphalt Cocktail» bis hin zu dem grandiosen Schwung und Romantizismus von «Wine-Dark Sea».

Charles Gounod

arr. Ton van Grevenbroek

Der «Funeral March of a Marionette» ist ein humorvolles, kurzes Stück von Charles Gounod. Auch hier bleibt die Form klar: der Marsch. Doch statt eines ernsten Trauerzugs entführt uns Gounod in eine skurrile Szene, in der eine Marionette zu Grabe getragen wird. Musik, die mit der Form spielt und dabei stets ein Augenzwinkern behält.

Die Musik folgt der Geschichte einer Marionette, die in einem Duell gestorben ist. Der Trauerzug setzt in D-Moll ein. Im nächsten Teil in D-Dur erfrischen sich die Trauergäste bevor der Trauermarsch weitergeht. In der Partitur finden sich verschiedene Inschriften, wie «La Marionnette est cassée!!!» (Die Marionette ist kaputt!!!), «Murmure de regrets de la troupe» (Murmeln des Bedauerns von der Trauergesellschaft) und «Le Cortège» (Der Umzug). Die Musik wurde schon in zahlreichen Filmen verwendet. Weltberühmt wurde der Trauermarsch als Titelmusik der berühmten Fernsehserie «Alfred Hitchcock Presents».

Charles Gounod (*1818, †1893) wurde als Sohn eines Malers in Paris geboren und erhielt früh Musikunterricht von seiner Mutter. Er studierte am Pariser Konservatorium und gewann 1839 den Prix de Rome, was ihm eine Reise nach Italien ermöglichte, um die Musik der alten Meister zu studieren. Mit der Oper «Faust» gelang ihm der Durchbruch als Komponist, und er wurde zu einem führenden Vertreter der französischen «Opéra lyrique». Weitere bekannte Werke umfassen «Roméo et Juliette» und das weltberühmte «Ave Maria» nach einem Präludium von Bach.

Harry Simeone

arr. Ty Watson

«Little Drummer Boy» ist ein beliebtes Weihnachtslied aus den USA. Es erzählt die rührende Geschichte eines armen Jungen, der dem neugeborenen Jesus kein Geschenk kaufen kann. Stattdessen spielt er, mit Einverständnis der Jungfrau Maria, auf seiner Trommel für das Kind. Zu seiner Überraschung scheint das Jesuskind seine Geste zu verstehen und schenkt ihm ein dankbares Lächeln.

Das Lied «Little Drummer Boy» wurde 1941 von Katherine K. Davis komponiert und getextet, ursprünglich unter dem Titel «The Carol of the Drum». Die Co-Autoren Henry Onorati und Harry Simeone trugen verschiedene Arrangements bei. Davis’ Inspirationen für das Stück stammen aus den Weihnachtsliedern «Hajej, nynej» (tschechisch) und «Patapan» (französisch).

Eine der bekanntesten Interpretationen von «Little Drummer Boy» entstand im September 1977, als Bing Crosby und David Bowie das Lied als Duett aufnahmen. Da Bowie das Lied nicht mochte, wurde ihm eine Gegenstimme mit dem Titel «Peace on Earth» komponiert. Crosby starb nur wenige Wochen nach der Aufnahme, und das Duett wurde erst zu Weihnachten 1977 im Fernsehen ausgestrahlt. Diese Version wurde Bing Crosbys erfolgreichste Aufnahme nach «White Christmas».

Presseartikel

Probewochenende fürs Kirchenkonzert (Rita Häcki, Rigi-Post, 28. November 2024)

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