Kirchenkonzert 2022
Motiviert und mit viel Lust am Musizieren präsentierte der Musikverein ein Konzert mit Musik aus Osteuropa und Kleinasien, und mit der eindrücklichen Manuela Fuchs.
In allen Werken spielte Volks- und Tanzmusik eine wichtige Rolle. Inspiriert wurden die Musikantinnen und Musikanten dabei durch die Freude, die den Werken innewohnte.
Einen besonderen Anteil am lockeren Gefühl hatte sicher Markus Amgwerd, der uns von der ersten Probe bis zum letzten Konzertakkort mit seiner Leidenschaft und Musikalität ansteckte.
Mit Manuela Fuchs durften wir eine der aktuell herausragendsten Trompeterinnen in der Schweiz in Goldau begrüssen. Sie nahm in den gemeinsamen Proben zuerst den Musikverein Goldau, und dann am Konzert auch das zahlreiche Publikum mit in die musikalischen Welten Armeniens, mal lyrisch klagend, mal energisch und mittreissend.
Ein ganz herzliches Dankeschön geht an unser treues Publikum und an unsere Gönnerinnen und Gönner.
Konzertprogramm
Alfred Reed
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Die «Armenischen Tänze» entstanden ab 1972 in zwei Teilen. Den Kompositionen liegen armenische Volksweisen zugrunde, die vom Begründer der klassisch-armenischen Musik, Gomidas Vartabed (1869-1935), anfangs des 20. Jahrhunderts gesammelt und bearbeitet wurden. Der erste Teil wurde 1973 das erste Mal aufgeführt.
Der erste Teil der «Armenischen Tänze» hat die Form einer symphonischen Rhapsodie, die auf fünf verschiedenen Liedern aufbaut. Alfred Reed hat die Grundstruktur der Lieder beibehalten, es aber gleichzeit verstanden, die melodischen, harmonischen und rhythmischen Möglichkeiten der Bearbeitung voll zu nutzen. Gomidas Vartabed hatte die Volkslieder erstmals notiert, ausgewertet, erforscht und später neu arrangiert, vorwiegend für Sologesang mit Klavierbegleitung oder für Chor.
Konkret kommen die Volkslieder «Tzirani Tzar» (Der Aprikosenbaum), «Gakavi Yerk» (Das Lied des Rebhuhns), «Hoy, Nazan Eem» (Hoy, mein Nazan), «Alagyaz» und «Gna, Gna» (Los, Los) vor.
«Tzirani Tzar» besteht in sich wieder aus drei verwobenen Melodien. Der malerische Anfang, die lebendigen Rhythmen und die vielen Verzierungen machen dieses Lied sehr ausdrucksvoll.
«Gakavi Yerk» ist ein Lied, das von Gomidas selbst komponiert wurde. Ursprünglich hatte er es für Sologesang und Kinderchor geschrieben. Die einfache, filigrane Melodie beschreibt die winzigen Schritte eines Rebhuhns.
«Hoy Nazan Eem» ist ein unbeschwertes Liebeslied. Es stellt einen jungen Mann dar, der von seiner Geliebten namens Nazan schwärmt. Tanzende Rhythmen und Verzierungen machen das Lied sehr eingängig.
«Alagyaz» ist der Name eines Berges in Armenien. Das gleichnamige Volkslied ist äusserst beliebt. Seine lange, ausschweifende Melodie ist ebenso imposant wie der Berg.
«Gna, Gna» schliesslich ist ein lustiges, unbeschwertes Lied. Die sich ständig wiederholenden Noten und Melodien symbolisieren Gelächter.
arr. José Schyns
Manuela Fuchs, Trompete
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Alexander Arutjunjan Trompetenkonzert in A-Dur ist ein „virtuoses Prunkstück“, das 1949–1950 komponiert wurde. Es ist geradezu ein Prototyp der energiegeladenen, kraftvollen Musik aus der osteuropäischen und kleinasiatischen Kultur.
Arutjunjan nimmt darin auch gezielt Elemente der armenischen Volkskultur auf. So klingen die Melodien häufig improvisatorisch und verweisen damit auf die Aschik-Tradition. Als Aschik wird in Kleinasien seit dem 16. Jahrhundert eine Geschichtenerzähler und Volksliedsänger bezeichnet, der sich auf einer Langhalslaute begleitet. Ebenfalls typisch ist die prominente Verwendung der übermässigen Sekunde, die für unsere Ohren sehr orientalisch klingt. Arutjunjan hat sich zwar von den melodischen und rhythmischen Eigenschaften der armenischen Volksmusik inspirieren lassen, alle im Trompetenkonzert enthaltenen Melodien sind jedoch von ihm selbst komponiert.
Das Trompetenkonzert ist unverzichtbarer Teil des weltweiten Standard-Trompetenrepertoires und hat höchstes internationales Lob von Publikum, Kritikern und Interpreten erhalten. Philip Smith, der ehemalige Solotrompeter der New York Philharmonic, beschreibt es folgendermassen: «Es ist einfach ein auffälliges Stück. Es hat einen sehr zigeunerhaften, russischen, armenischen Klang, mit sehr gefühlvollen, schönen Melodien und viel Aufregendem.»
Anders als andere Solokonzerte hat das Trompetenkonzert von Arutjunjan keine Sätze, sondern wird als Einheit aufgeführt.
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Als Solistin darf der Musikverein Goldau mit Manuela Fuchs eine der brilliantesten Trompeterinnen der Schweiz präsentieren.
Manuela Fuchs erhielt 2015 an der Hochschule für Musik in Basel das Masterdiplom Specialized Performance Solistin, wofür sie mit Höchstnote ausgezeichnet wurde. Ebenfalls in Basel bei Klaus Schuhwerk schloss sie den Master Performance Minor Orchester ab, der auf dem Bachelorstudium bei Laurent Tinguely an der Zürcher Hochschule der Künste aufbaute.
Sie ist Preisträgerin zahlreicher Wettbewerbe und hatte Zeitverträge als stv. Solotrompeterin sowohl im Sinfonieorchester St. Gallen, wie auch dem Philharmonischen Orchester Bremerhaven inne. 5 Jahre spielte die gebürtige Luzernerin als stellvertretende Solotrompeterin im Sinfonieorchester Münster in einer Festanstellung, bevor sie beschloss, sich ab 2023 wieder verstärkt den solistischen Tätigkeiten, der Galaband «the bpm» und ihrer zweiten Leidenschaft als Fashion Stylist & Outfitcoach zu widmen.
Im Herbst 2022 schloss Manuela die Ausbildung zum «Fashion Stylist und Personal Shopper» an der Styling Academy Zürich ebenfalls mit Bestnote ab. «Mehr Sicherheit und Authentizität durch das richtige Outfit» lautet die Devise in ihren Outfitcoachings. Als Gründerin von FOX Concert Collection hat sie ausserdem ein Modelabel geschaffen, das stilvolle und gleichzeitzeitig funktionale Abendkleidung, sowie Funktionshemden anbietet. Dabei vereint sie all ihre Kompetenzen aus jahrelanger Bühnenerfahrung, Mode-Know-how und Ästhetik.
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Seit vielen Jahrhunderten gibt es in Polen eine reiche Tradition auf dem Gebiet der Weihnachtsmusik. Manche Hymnen stammen aus der Kirchenmusik, andere haben einen recht volkstümlichen Charakter.
Diese beiden Elemente hat Johan De Meji in seiner Suite «Polish Christmas Music» vereinigt. Konkret hat er fünf Lieder verarbeitet:
- Poklon Jezusowi
- Mizerna, cicha
- Aniol pasterzom mowil
- Gdy sliczna Panna
- Jam jest dudka
Das Werk hat De Meji seinem guten Freund Niek Wijns gewidmet, der ihn auf die Idee gebracht hat, die polnische Weihnachtsmusik zu studieren.
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«Merry Music» ist quasi der Soundtrack der Anfänge internationaler Zusammenarbeit in der Blasmusikszene. Der ungarische Komponist Frigyes Hidas komponierte das Stück nämlich für die erste Konferenz der World Association for Symphonic Bands and Ensembles (WASBE) von 1981 in Manchester. WASBE widmet sich bis heute der Verbesserung der Qualität der Blasorchester auf der ganzen Welt. Die Organisation hat mittlerweile über 1000 Mitglieder aus mehr als fünfzig Ländern.
Hidas verbindet in diesem Werk lebhaften Charakter der ungarische Tanz- und Volkslieder mit der klangvollen, spätromantischen Stimmung wie sie etwa bei Tschaikowsky zu finden ist. Mit seiner sorgfältigen Partiturtechnik, zu der auch der sparsame Einsatz von Schlaginstrumenten gehört, gelingt es ihm, ein Gefühl der Leichtigkeit zu erzeugen, selbst wenn er von einer großen Symphoniekapelle gespielt wird. Ein zweites einzigartiges Merkmal ist der doppelte Einsatz der Blechblasinstrumente, einmal sanft im Zusammenspiel mit den Holzblasinstrumenten, und einmal heller, klarer und eher hervorstechend als Signalgeber.
Presseartikel
Orientalische Weihnachtsmusik (Gabriella Boschet, Rigi-Post, 14. Dezember 2023)
Probewochenende fürs Kirchenkonzert (Rita Häcki, Rigi-Post, 30. November 2023)