(Bild: Musikverein Goldau)

Musikverein Goldau

Us de Region. Für d’Region.

Frühlingskonzert 2023

Der Musikverein Goldau ist seit bald 120 Jahren ein wichtiger Teil des kulturellen Lebens in der Region. Am diesjährigen Frühlingskonzert legten wir einen besonderen und einmaligen Fokus auf das regionale Schaffen.

«Us de Region. Für d’Region» war ein Konzert mit Musik von Komponisten von hier. Wir präsentierten altbekannte Hits und mit «Internalisierung» auch eine ganz neue Komposition als Uraufführung.

Mit unserem Konzert haben wir perfekt ins Jahr der Schweizer Blasmusikliteratur gepasst, das der Schweizer Blasmusikverband 2023 ausgerufen hatte.

«Us de Region. Für d’Region» war nicht nur ein Konzert, zugleich auch ein farbiger und spannender Regiomarkt. Unsere Gäste hatten die Gelegenheit, durch ein reichhaltiges Angebot lokaler Produkte zu schlendern – und so am Ende des Abends nicht nur mit musikalischen Eindrücken nach Hause zu gehen.

Konzertprogramm

Peter Lüssi (Website)

«Lugano in Festa» war der offizielle Festmarsch am Eidgenössischen Musikfest 1991 in Lugano, komponiert von Peter Lüssi. Der Marsch ist zwar traditionell aufgebaut, verrät aber, gerade mit verspielten rhythmischen Figuren, immer wieder den Einfluss der Italianità in der Sonnenstube der Schweiz.

Peter Lüssi ist mit der Region rund um Goldau in vielerlei Hinsicht verbunden. So war er Leiter der Musikschule Arth-Goldau, Musiklehrer im kantonalen Lehrerseminar und am Kollegi, Schulleiter in Ingenbohl, Dirigent der Feldmusik Seewen und von 1982 bis 1986 auch Dirigent des Musikvereins Goldau. Ein wichtiger Akteur in der lokalen und überregionalen Musikszene war er nicht zuletzt als Komponist und ab 1997 mit seinem eigenen Musikverlag und dem Tonaufnahmestudio «da capo». Seine Kompositionen umfassen, neben Blasmusikwerken, auch zahlreiche Kinderlieder und vier Kinder-Musicals. Als Komponist hat er zahlreiche Preise gewonnen, darunter – mit «Lugano in Festa» den 1. Preis beim nationalen Kompositionswettbewerb für das 29. Eidgenössische Musikfest in Lugano.

Daniel Häusler (Website)

Als vielversprechendes Talent bekam Daniel Häusler noch während seiner Studentenzeit den Auftrag, ein Konzertwerk für die Musikgesellschaft Cham zu schreiben. Damals noch ohne Computerprogramme und digitale Hilfsmittel machte er sich mit Klavier, Tipps von seinem damaligen Lehrer und viel Papier an die Arbeit. Während dem Komponieren entstand nicht nur die Musik der «Mythen-Sinfonie», sondern auch der Titel. Auch wenn Dani Häusler noch nicht in Schwyz lebte, faszinierten ihn die Mythen schon damals.

Das Werk hat eine klassische Form mit drei Sätzen. Der erste Satz beginnt mit einem wuchtigen Thema, das immer wieder in verschiedenen Formen auftaucht. Neben dem Hauptthema wird ein leichtes, nicht ganz rundes Walzer-Tänzchen aufgeführt.

Am Beginn des zweiten Satzes steht eine ruhige und nachdenkliche Melodie, die sich zu einem Gesamtklang verdichtet und in einem klangvollen Trompetenchoral mündet. Am Ende dieses Chorals ertönt, nach einer kleinen Überleitung, eine Art «Trauermarsch». Schliesslich werden die beiden Ideen zusammengeführt und letztlich in aller Stille aufgelöst.

Der dritte Satz startet mit einem jazzigen Rhythmus und verspricht von Beginn an, wild und lebendig zu werden. Nach einem Duett zwischen Oboe und Bassklarinette folgt eine Art Basler-Marsch. Danach folgt ein melancholischer Zwischenteil, der die Dramaturgie noch steigert. Das Stück mündet in einen dramatischen Schlussabschnitt, in dem verschiedene Themen aus den vorherigen Sätzen auftauchen. Schliesslich endet das Stück in einer wilden Umspielung durch alle Register.

Die Mythen-Sinfonie wurde schliesslich 1993 fertiggestellt und – zumindest teilweise – uraufgeführt. Damit eine weitere Aufführung der Mythen-Sinfonie nicht nochmals 30 Jahre auf sich warten lassen muss, haben Dani Häusler und Stephan Zimmermann das Stück im Hinblick auf unser Frühlingskonzert korrigiert, an einigen Stellen angepasst und digital notiert.

Mittlerweile wissen wir, dass aus dem Talent Dani Häusler ein hervorragender und hochdekorierter Klarinettist, Komponist und Innovator der Schweizer Volksmusikszene geworden ist. Schon während seiner klassischen Klarinettenausbildung am Konservatorium Luzern war er mit der Formation «Gupfbuebä» in der Volksmusikszene unterwegs. Nach Abschluss des Studiums erkundete er, unter anderem zusammen mit Markus Flückiger und mit den «Hujässlern», eine neue Art Volksmusik. Wie er selber sagt, spielten sie einfach nach dem Lustprinzip drauflos und suchten zwanglos neue Wege. Ab 2004 war Dani Häusler einer der Initiatoren, und später auch Leiter, des Schwerpunkts Volksmusik an der Hochschule Luzern. Einem breiteren Publikum wurde er unter anderem über seine Tätigkeit in Radio und Fernsehen (SRF bi de Lüt) bekannt, wo er während sechs Jahren in der Haus-Band tätig war. Auch diverse Theaterprojekte durfte er musikalisch mitgestalten. Dani Häusler durfte 2017 den goldenen Violinschlüssel und 2020 den Schweizer Musikpreis entgegennehmen.

Albert Benz

Die «Transformationen» sind ein Standard-Werk der Schweizer Blasmusik, komponiert 1977 von Albert Benz, eine der grossen Persönlichkeiten der Luzerner und der Schweizer Blasmusikszene.

Wie der Name schon sagt, nimmt in diesem Stück ein eigentlich simples Thema sehr originell und geistreich immer wieder neue Formen an. Dabei überrascht Benz immer wieder mit Farbwechseln, neuen Rhythmen und Harmonien. Dabei hat das vielfach nach vorne drängende Stück auch immer wieder Haltepunkte, ruhigere Passagen und sogar eine verträumte Flötenkadenz. Das Werk ist technisch anspruchsvoll und wirkt klanglich, für seine Zeit, sehr modern, fast visionär. Und trotzdem verliere man, schrieb die Dirigentin Monika Schütz kürzlich, als Zuhörerin und Zuhörer nie den Überblick.

Albert Benz war schon in jungen Jahren Blasmusikant mit Herz und Seele. Einen wesentlichen Teil seiner musikalischen Ausbildung – neben der Ausbildung zum Primarlehrer – konnte er in der Rekrutenschule und anschliessend in der Unteroffiziersschule absolvieren. Mit Studien der Instrumentationslehre bei Otto Zurmühle ergänzte er seine kompositorischen Fähigkeiten. Als er 1954 beruflich nach Luzern wechselte, nahm er gleichzeitig Studien am Konservatorium von Luzern wahr. 1962 wurde er Dirigent der Stadtmusik Luzern. Zur selben Zeit begann er, am Konservatorium Luzern Tonsatz, Instrumentenkunde und Blasorchesterdirektion zu unterrichten. 1977 wurde er zum Inspektor der Militärspiele und zum Leiter des Schweizerischen Armeespiels ernannt.

— Pause —

Peter Lüssi & Armin Imlig

Armin, Flavian & Ramon Imlig, Alphorn

Das Jahr 1992 ist ein Meilenstein in der bald 120-jährigen Geschichte des Musikvereins Goldau: Wir durften die Schweiz am internationalen Viertagemarsch in Nijmegen, NL vertreten. Musikalisch wollten wir unseren Einzug im internationalen Teilnehmerfeld nicht nur mit Marschmusik, sondern auch mit Schweizer Klängen gestalten. Für das Galakonzert in der ausverkauften Kirche von Bemmel entstand dafür die Suite «Intrada Svizzera» für Alphorntrio und Blasorchester.

Grundlage für das Stück war der «Alphornwalzer», komponiert 1990 von Armin Imlig. Quasi als Soundtrack für den Einmarsch der Schweizer schuf Armin Imlig ergänzend den maestätischen, schreitenden Einleitungsteil. Beide Melodien wurden von Peter Lüssi mit einer farbigen, klangvollen Blasorchester-Begleitung umsponnen. Ganz zu Beginn rufen sich die drei Alphörner zu, als eine Art Reminiszenz an die Tradition des Alphorns als Kommunikationsinstrument.

«Intrada Svizzera» wurde 2014 ein zweites Mal in einem prunkvollen Rahmen aufgeführt, und zwar vom Schwyzer Kantonalen Jugendblasorchester anlässlich der Vereidigungsfeier der Schweizergarde („Sacco di Roma“) in Rom und einem Konzert im Rahmen der Audienz von Papst Franziskus auf dem Petersplatz.

Armin Imlig ist Ehrenmitglied des Musikvereins Goldau. Noch vor der Gründung der Musikschule war er lange Jahre engagierter Lehrer für Trompete und Horn in der Region. Sein musikalisches und pädagogisches Talent hat er unter anderem als Dirigent des Männerchor Goldau und des Jodlerclub Männertreu Oberarth unter Beweis gestellt. Sein Herz schlägt aber klar für das Alphorn, das er ab 1967 von seinem Vater Paul Imlig, seines Zeichens auch jahrelang Mitglied im Musikverein Goldau, gelernt hat. Auch hier leistet er viel in der Aus- und Weiterbildung von Kursleitenden und Jurymitgliedern der Sparte Alphorn. Es gibt schweizweit nur noch ganz wenige aktive Jurymitglieder, die ihr «Alphorn-Gehör» nicht sehr wesentlich bei und mit Armin entwickelt haben. Ein besonderes Interesse hat er auch an der regionalen Büchel-Tradition, die er als Forscher untersucht und dokumentiert und als Komponist und Interpret mitgestaltet. Neben der Alphorngruppe Rigi-Mythen, die er 2001 initiierte und seither leitet, ist seine Paradeformation ganz klar das Alphornquartett Imlig mit Annamarie, Flavian und Ramon.

Zusammen mit dem dritten Sohn Basil steht für unser Frühlingskonzert wieder einmal die ganze Familie gemeinsam auf der Bühne.

Daniel Widler (Website)

Uraufführung

Der Mensch weiss heute viel über die Natur, Physik und sogar über sich selbst in noch nie dagewesenem Umfang. Darauf basierend können wir sogar vorherberechnen, was die Konsequenzen unserer heutigen Lebensweise sein werden. Diese Lebensweise lohnt es sich so anzupassen, dass die Natur, als ein Geschenk an uns und als unsere Lebensgrundlage, nicht unwiderruflich zu unseren Ungunsten Schaden nehmen wird.

Der Titel der Komposition «Internalisierung» ist aus diesen Gedanken entstanden. Er will ausdrücken, dass wirklich alle Kosten, die bei der Produktion eines Gutes entstehen, miteinbezogen werden. Auch Kosten, die erst später, in nächsten Generationen, beglichen werden müssten, wie Reparationen künftig verursachter Schäden an Natur und Gesundheit. Die Komposition selbst ist aber kein bewusstes Abbild der Thematik, ist also keine sogenannte Programm-Musik, fokussiert aber mit wohlklingenden Harmonien auf die wunderbare, aber auch fragile Natur, mit der es sich lohnt, achtsam umzugehen.

Für den Komponisten Daniel Widler verbinden sich in seinem Schaffen immer wieder die Leidenschaft für die Musik mit der Begeisterung für Elektronik und IT. Dies zeigt sich unter anderem darin, dass er nicht nur ausgebildeter Pianist und Musikpädagoge ist, sondern auch seit über 25 Jahren als Elektronik- und Software-Ingenieur in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines Unternehmens tätig ist, das Maschinen für die Halbleiterindustrie herstellt. Musikalisch widmet er sich schwerpunktmässig der Komposition von Filmmusik.

Wir sind stolz, «Internalisierung» als Uraufführung an unserem Frühlingskonzert präsentieren zu dürfen.

Padi Bernhard

arr. Michael Schlüssel

Padi Bernhard, Vocal

Wenn man sich auf die Suche macht nach einem richtigen Hit aus Goldau, landet man früher oder später bei «Ewigi Liebi». Das Schweizer Mundart-Lied, das im Jahr 2000 registriert wurde, ist bis heute der grösste Erfolg der Schweizer Band «Mash». Von der Band wurde das Lied zwar nie als Single veröffentlicht, trotzdem ist es ein Dauerbrenner in den Schweizer Radiosendern und den meisten Deutschschweizern bekannt.

Der Sänger Patrick Bernhard schrieb das Lied 1995 ursprünglich für seine damalige Freundin. Es kam dann als letzter Song auf das Album «mash.nidvobärn». Weder Radiomoderatoren noch Journalisten massen dem Song besonderes Hitpotential bei, erst mehrfacher Hörerwunsch machte den Song zu dem, was er heute ist. Auf dem Album «mash.nidvobärn» hat sich das Lied über 40’000mal verkauft. 2007 wurde das Lied in der SRF-Sendung «Die grössten Schweizer Hits» zum besten helvetischen Lovesong aller Zeiten gekürt und landete im Final nach Polo Hofers «Alperose» auf dem zweiten Rang der grössten Schweizer Songs überhaupt. Im gleichen Jahr feierte die Musicalversion von «Ewigi Liebi» Premiere – bis heute das erfolgreichste Schweizer Musical.

Von dem Lied gibt es mittlerweile unzählige Cover-Versionen. «Ich weiss bis heute nicht so richtig, wie ich mit diesem Song und allem, was damit passiert ist, umgehen soll», sagt Bernhard. «Zum einen ist es unglaublich, was ich dank ihm alles erleben durfte. Zum anderen nervt es, immer darauf reduziert zu werden. Ich bin mehr als Mister Ewigi Liebi.»

Im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Liedklassikern ist es nicht in Berndeutsch, sondern im Schwyzer Dialekt gesungen. Das speziell Schöne an diesem Song ist, dass jeder hört, dass er aus unserer Region kommt.

Patrick Bernhard ist seit 29 Jahren Primarlehrer in Goldau. Seit 2020 arbeitet er als Schulleiter des Schulkreis Goldau an den Gemeindeschulen Arth-Goldau. Als Sänger & Songschreiber ist er mit seiner aktuellen Band «Trybguet» live unterwegs. Als Gründungsmitglied des Vespa Club Brunnen fährt er in seiner Freizeit gerne mit dem italienischen Klassiker durch die Gegend.

Hansjörg Römer (Website)

«A Symphonic Picture» wurde 2008 von Hansjörg Römer komponiert und von der Musikgesellschaft Arth im Jahr darauf uraufgeführt. Das Stück ist eine Aneinanderreihung verschiedener, symphonisch gemalter Klangbilder. «Symphonic Picture» ein anspruchsvolles und atmosphärisches Stück, das die Möglichkeiten vor allem solistischer Passagen der einzelnen Register des Blasorchesters voll ausschöpft.

Hansjörg Römer ist als Pädagoge, Musiker und Komponist weit über die Region hinaus bekannt und geschätzt. Seine farbenfrohe und eingängige Musik hat schon unzählige, teilweise auch aussergewöhnliche Bühnen bereichert. Er hat unter anderem Musik für ein Festspiel über die Steiner Fasnacht, für eine Aufführung am und über den Morgarten oder über Franz von Assisi geschaffen und aufgeführt.

Für unser Frühlingskonzert hat Hansjörg Römer sein Stück noch einmal etwas neu aufbereitet.

Hansjörg Römer sen.

Den Abschluss macht der Musikverein Goldau mit dem «Schwarzkünstler-Marsch» von Hansjörg Römer sen.

Dieser schmissige Marsch ist 1979 entstanden zum 25. Geburtstag von Heidy Willisegger-Koch. Sie war Typografin und Buchdruckerin in Arth, und Tochter des damaligen Fahnengöttis der Arther Musik. Als Schwarzkünstler hat man traditionell die Drucker bezeichnet, wegen der Druckerschwärze. Der Marsch wird sicher zu Unrecht kaum gespielt.

Wir freuen uns diese weitere musikalische Perle aus der Region zu präsentieren.

Presseartikel

Musikalische Wertschätzung der Region (Stefanie Henggeler, Rigi-Post, 4. Mai 2023)

Mit «Internalisierung» wurde ein Werk uraufgeführt (Stefanie Henggeler, Bote der Urschweiz, 1. Mai 2023)

«Us de Region. Für d’Region.» (Rita Häcki, Rigi-Post, 20. April 2023)

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