Frühlingskonzert 2011
An seinem britischen Frühlingskonzert bot der Musikverein Goldau einmal mehr ein Feuerwerk der guten Musik. Sowohl die eher konzertanten Stücke im ersten Teil wie auch der unterhaltende zweite Teil wurde von den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern sehr gelobt.
Ein Höhepunkt war sicherlich der überraschende Auftritt von Mark Steffen mit dem Dudelsack und in voller Schottenmontur. Schon fast intime Stimmung kam auf bei den beiden Stücken, die Mark Steffen zusammen mit seiner Frau Simone und Jörg Camenzind vortrug. Da passte der dezentere irische Dudelsack auch viel besser als der kräftige schottische.
Der zweite Teil wurde mit einem kräftig vorgetragenen Marsch eröffnet. Danach widmete sich der Musikverein der britischen Rockmusik und den Melodien aus den James Bond-Filmen. Im Stile der bekannten Military Tatoo wurde mit Highland Cathedral einem ergreifendes Finale zelebriert in dem auch noch Platz für eine schelmische Polska war.
Damit war aber mit britischem Feeling noch lange nicht fertig. An der Whiskey-Bar und in der Kaffeestube wurde noch manches Irish Coffee getrunken und viele lobende Worte geäussert.
Presseschau
«Very British»es Frühlingskonzert des Musikvereins Goldau (Werner Geiger, Rigi-Post, 5. Mai 2011)
Publikum nach England entführt (Werner Geiger, Bote der Urschweiz, 2. Mai 2011)
Dudelsack sorgt für Gänsehaut (Laura Zambelli, Neue Schwyzer Zeitung, 2. Mai 2011)
Very British! (Flavian Imlig, Rigi-Post, 21. April 2011)
Dudelsack und andere laute Instrumente (Flavian Imlig, Rigi-Post, 14. April 2011)
Konzertprogramm
Malcolm Arnold
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Zu den bekanntesten und beliebtesten Komponisten Großbritanniens gehört Sir Malcolm Arnold. Neben seinen Hauptwerken – ua. neun Sinfonien, Solokonzerte und Kammermusik, hat er sich auch im Bereich der Filmmusik profiliert. Für «Die Brücke am Kwai» erhielt er 1957 einen Oscar. Es gibt für Blasorchester sowohl einige Originalkompositionen als auch viele Transkriptionen.
«Prelude, Siciliano and Rondo» komponierte Arnold 1963 ursprünglich als «Little Suite for Brass Op. 80» für Brass Band. Der bekannte amerikanische Arrangeur John Paynter hat die drei Sätze 1979 für Blasorchester effektvoll instrumentiert.
Alle drei Sätze sind fünfteilig. Die einfallsreichen Melodien haben einen natürlichen, fast volksliedhaften Charakter. Das «Prelude« beginnt geradezu bombastisch mit seinen Fanfaren. Der folgende luftig-ausdrucksvolle Siziliano-Teil ist langsam und kammermusikalisch angelegt. Im übermütigen «Rondo» kommt es zu einem rauschenden Finale, in der die technische Brillanz vorherrscht.
Der melodische Reichtum Arnolds ist ein typisches Merkmal seiner Musik, das auch hier zum Vorschein kommt.
Text: Flavian Imlig
Johan de Meij
Mark Steffen, Bagpipe (Schottischer Dudelsack)
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Die Komposition entstand im Auftrag der Internationalen Festlichen Musiktage Uster 1989. Johann de Meij schreibt über sein Werk: «Das symphonische Gedicht Loch Ness ist zusammengesetzt aus fünf durchkomponierten Eindrücken dieses mysteriösen Sees.»
The Lake At Dawn (Der See bei Dämmerung)
Ruhig und schwer zeigt sich die undurchsichtige Wasseroberfläche und die enorme Tiefe des Sees bei Tagesanbruch.
Urquhart Castle
Langsam enthüllen die sich auflösenden Morgennebel die entfernten Ruinen des Schlosses Urquhart, dargestellt durch ein feierliches Thema der Posaunen, welches übernommen wird vom ganzen Orchester, das die illustre Vergangenheit dieser Befestigung aufleben lässt.
Inverness, Bagpipes and Tourists
Dudelsäcke und Touristen: Die Musik bringt uns durch eine schottische Melodie hinunter in die Stadt Inverness, wo die ersten Touristen den Beginn einer neuen Saison anzeigen.
A Storm (Sturm)
Plötzlich bricht ein heftiger Sturm herein. Starke Windböen und schwere Regengüsse verwandeln die ruhige Oberfläche in ein geheimnisvolles, wildes Wasser. Wolken, die rasch vorüberziehen, tragen zu dieser unwirklichen Szene bei.
Conclusion (Schluss)
Sturm und Regen schwinden, und als alles wieder ruhig ist, erhalten wir einen letzten Blick über den See in seiner vollen Schönheit.
Irish Traditional
Mark Steffen, Uilleann Pipe (Irischer Dudelsack)
Jörg Camenzind, Gitarre
Simone Steffen-Brändle, Gesang
Archibald James Potter
ed. Michael Kummer
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Archie Potter war der Sohn eines blinden Klavierstimmers aus Belfast. Aufgewachsen bei Verwandten in Kent, gewann er ein Stipendium an der Royal College of Music in London und studierte bei Vaughan Williams. 1970 veröffentlichte das irische Contemporary Music Centre das Manuskript für Blasorchester des 1956 für Sinfonieorchester entstandenen Werkes «Finnegan’s Wake» nach einem Ausschnitt aus dem letzten Roman von James Joyce.
Mit klaren Linien seiner ausdrucksreichen Tonsprache erzählt Archibald Potter die drastische Geschichte einer Totenwache mit überraschender Wendung. Er scheint diesen Roman sehr geschätzt zu haben, denn er erstellte auch Fassungen für Alt-Solo, Chor und Klavier, für Brass Band und zwei Klaviere zu 4 und 8 Händen sowie – als besondere Kuriosität – für 10 Klaviere.
Der Ausgabe vorangestellt ist der Text, eine Art Strophenlied, bei dem sich Solo- mit Chorabschnitten abwechseln. Der Inhalt ist die sehr drastische Geschichte des mächtig seltsamen Iren Tim Finnegan, der – dem verbreiteten Klischeebild folgend – schon in der zweiten Strophe von einer Leiter und somit scheinbar seiner Trunksucht zum Opfer fällt. Seine Freunde bringen ihn nach Hause in sein Bett, wo sie eine Gallone Whiskey zu seinen Füssen und ein Fass Portwein an seinem Kopf deponieren. Die versammelte Totenwache kommt dank guter Versorgung allmählich in Stimmung und fängt bald handfest zu Streiten an. Ein fehlgeleiteter Strahl Whiskey trifft schliesslich Finnegan und belebt diesen auch prompt wieder:
«Hab ich Euch nicht die Wahrheit gesagt? Haufenweise Spass bei Finnegan’s Totenwache!»
Text: Flavian Imlig
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Alford komponierte eine Vielzahl von Märschen für Militärmusikbesetzungen. Besonders erwähnenswert ist sein feines Gefühl für die richtige Instrumentierung, den effektvollen Einsatz bestimmter Instrumente und seine teilweise ungewöhnlichen Gegenmelodien. Oftmals werden Alfords Märsche als die britische Antwort auf das Werk des wohl berühmtesten Marschmusikkomponisten der Welt, des US-Amerikaners John Philip Sousa bezeichnet. Seine berühmtesten Märsche sind wohl der «Colonel Bogey March», «Army of the Nile» und «On the Quarterdeck».
Text: Flavian Imlig
The House of the Rising Sun, World without Love & Don’t let me be misunderstood
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«The House of the Rising Sun» ist ein im Jahr 1964 von der britischen Band The Animals herausgebrachter Millionenseller, der auf einem alten amerikanischen Folksong beruht und zu den wenigen Songs der Popmusik gehört, die ein zweites Mal den Status als Millionenseller in einer anderen Version erzielte.
Der Song «World Without Love» wurde vom englischen Duo Peter and Gordon auf ihrer ersten Single im Februar 1964 aufgenommen und erreichte die Nummer eins in der UK Singles Chart in April 1964. Der Song wurde übrigens von Paul McCartney geschrieben aber mit Lennon/McCartney als Autoren angegeben.
«Don’t Let Me Be Misunderstood» ist der Titel eines 1964 entstandenen Bluessongs, der im Original von Nina Simone stammt und insbesondere in der Version der Animals bekannt wurde.
Text: Flavian Imlig
arr. Nahiro Iwai
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Unter den vielen Hits, die Paul McCartney alleine oder zusammen mit John Lennon geschrieben hat, ragt einer besonders heraus: «Yesterday».
Geschrieben 1965, gab es bereits 1972 davon fast 1200 verschiedene Versionen und «Yesterday» war damit schon damals das am häufigsten auf Platte aufgenommene Lied. Die Beliebtheit dieses einfachen, aber anrührenden Liedes ist bis heute ungebrochen. Obwohl Yesterday von Paul McCartney alleine geschrieben wurde, wurden wie üblich Lennon/McCartney als Autoren angegeben.
Yesterday ist der erste Titel der Beatles, der von einem Mitglied der Band solistisch aufgenommen und gesungen wurde. Das Streicher-Arrangement stammte vom damaligen Beatles-Produzenten George Martin.
Text: Flavian Imlig
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Der wichtigste Lieferant der Musik früherer Bondfilme war zweifellos John Barry, geboren in York (England). Barry war einer der erfolgreichsten britischen Filmkomponisten und Arrangeure des 20. Jahrhunderts und Träger zahlreicher Filmpreise, darunter fünf Oscars.
In dieser Auswahl bekannter James Bond-Melodien verwendet der Arrangeur Johan de Meij nacheinander die folgenden Themen: «All Time High» aus «Octopussy» (Roger Moores letzter Einsatz als Geheimagent 007), «The James Bond-Theme» aus «Dr. No», «For Your Eyes Only» und als spektakulärer Schluss natürlich «Goldfinger» aus dem gleichnamigen Film mit Sean Connery in der Hauptrolle.
Text: Flavian Imlig
arr. Albert Miles
Mark Steffen, Bagpipe
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Eine Vorliebe für Dudelsackmusik hatte Michael Korb schon immer. Als er nach Abschluss der Schule 1975 nach Berlin kam, nahm er gleich beim Pipe Major eines schottischen Bataillons Unterricht auf dem ungewöhnlichen Instrument. Als die Schotten abreisten, ging auch Michael Korb. Und zwar nach Edinburgh, wo er bei dem bereits 80-jährigen Meister Paddy Atkinson täglich
Unterricht nahm. Tagsüber in dessen Gartenlaube und abends (der Nachbarn wegen) im Wald. Es zog ihn einige Jahre lang immer wieder dorthin, bis er das Instrument entsprechend beherrschte.
Nach glücklichen Zusammentreffen mit dem erfahrenen und sehr erfolgreichen Arrangeur, Produzenten und Komponist Uli Roever, kam es schließlich zu der gemeinsam entwickelten Melodie «Highland Cathedral». Besondere Beachtung fand die Komposition bei Aufführungen von Grossveranstaltungen mit Militärkapellen mit bis zu 600 Mitwirkenden. Sie wurde oft im Finale des berühmten Edinburgh Military Tattoo eindrucksvoll inszeniert.
Text: Flavian Imlig