(Bild: Musikverein Goldau)

Musikverein Goldau

«Wilde Geschichten»

Frühlingskonzert 2018

Der Musikverein Goldau präsentierte dieses Jahr unterhaltsame Blasmusik, in der die Komponisten ganz bewusst Figuren und Erzählungen vertont haben. Zusammen mit dem Tambourenverein Arth-Goldau wurden die Zuhörerinnen und Zuhörern in den Bann der musikalischen Geschichten gezogen.

Den Auftakt machte der Musikverein mit der Reise eines Cowboys durch den Wilden Westen. Der Komponist Don Gillis komponierte diesen teilweise wilden, teilweise auch melancholischen Ritt. Die Musikantinnen und Musikanten unter der Leitung von Nino Wrede erzählten mit viel Spielfreude und Witz von seinen Erlebnissen in den betriebsamen Städten und der einsamen Prärie.

Jonathan Prelicz, der sympathisch und kompetent durch das Programm führte, konnte anschliessend das Hauptwerk des Konzertabends ankündigen: «Ghost Train». In diesem Stück nahm der Komponist Eric Whitacre die amerikanische Legende eines Geisterzuges auf. Anders als im letzten Frühlingskonzert sollte es also nicht mit dem Orient Express Richtung Osten gehen. Es sollte auch keine gemütliche Kaffeefahrt dreimal am «Chileli vo Wasse» vorbei ins Tessin werden. Nein, es ging um einen ausser Kontrolle geratenen Geisterzug und damit musikalisch richtig zur Sache. Schon nach einer kurzen Einleitung setzte sich der Zug in Bewegung. Schon bald donnerte er unkontrolliert durch die Nacht, liess sich weder von engen Kurven noch von Signalen stoppen. Der Musikverein liess es kreischen, rumpeln, quietschen, zischen und hupen. Die effektvolle musikalische Fahrt ging zunächst bis zu einem verlassenen Bahnhof; ruhigere Melodien und sphärische Klänge ertönten. Doch bald nahm der Zug und damit die Musik wieder Fahrt auf, raste weiter, mal mit wilden Rhythmen schnell voran, in anderen Passagen auch mal locker im Jazz-Stil dahinrollend. Zum Schluss verschwand der Geisterzug mit einem langen Hupton in der Nacht. Das Publikum applaudierte begeistert und nicht nur der Dirigent und die Musikanten hatten von dieser wilden Fahrt die eine oder andere Schweissperle auf der Stirn.

Nach der verdienten Pause hatten die Tambouren ihren Auftritt. Sie präsentierten sich ebenfalls in bester Spiellaune und hatten bei Weitem nicht nur Trommeln und Pauken als Instrumente mitgebracht.

Nach der humorvollen Begrüssung durch Präsidentin Rita Häcki nahm der Musikverein wieder Platz auf der Eichmatt Bühne, fast so wie im Jahr 1912 die Passagiere erwartungsfroh an Bord des damals grössten Passagierschiffs gingen. Die Fahrt der Titanic endete damals bekanntlich mit einem grossen Unglück, das auch den jungen Stefan Jaeggi sehr bewegte. Als 19-jähriger komponierte er später eine musikalische Verarbeitung der tragischen Geschichte der «Titanic». Mit den musikalischen Mitteln seiner Zeit – fast 80 Jahre vor Whitacre und dem «Ghost Train» – setzte er, den Stolz und die Freude, aber auch das Chaos, die Verzweiflung und das stille Gebet vor dem sicheren Tod musikalisch in Szene. Nino Wrede und der Musikverein verstanden es bestens, sowohl die Vorfreude der Passagiere, die pompöse Abfahrt, die gemütliche Unterhaltungsmusik an Bord als auch den heftigen Aufprall auf den Eisberg, die Aufregung und den tragisch schönen Choral «Näher mein Gott zu dir» musikalisch zu gestalten und das Publikum damit eine weitere Reise miterleben zu lassen.

Den Abschluss des Konzertes machte der Musikverein mit den tierischen Miniaturen im «Karneval der Tiere». Engagiert und konzentriert liessen die Musikantinnen und Musikanten die Löwen erhaben daher stolzieren, vertonten den chaotischen Tanz der Hühner ebenso plastisch wie die hüpfenden Kanguruhs. Die Elephanten tanzten im gemütlichen Walzertakt und der Schwan glitt elegisch übers Wasser. Das schwungvolle Finale des Karnevals war zugleich der Abschluss des offiziellen Konzertprogramms.

Mit der vom Publikum mit lang anhaltendem Applaus eingeforderten Zugabe «Huckleberry Finn» schloss der Musikverein den Bogen.

Wir bedanken uns unseren Sponsoren und bei unserem Publikum für die Unterstützung, die Begeisterung und die vielen schönen Rückmeldungen.

Presseartikel

Eine musikalische Reise durch die Geschichtsjahre (Silvia Bühler, Rigi-Post, 3. Mai 2018)

Viel Probenarbeit und strahlende Kinderaugen (Flavian Imlig, Rigi-Post, 19. April 2018)

Konzertprogramm

Programmheft

Don Gillis

  1. Perpetual Emotion
  2. Spiritual?
  3. Scherzofrenia
  4. Conclusion!

Eric Whitacre
— Pause —
Leitung: Peter Reichlin

  1. Mosaik
  2. Amedes
  3. Beat Battle
  4. Woody

Stephan Jaeggi
Camille Saint-Saëns
arr. Yo Goto

  1. Introduction et Marche royale du Lion
  2. Poules et Coqs
  3. L’éléphant
  4. Kangourous
  5. Aquarium
  6. Le coucou au fond des bois
  7. Fossiles
  8. Le cygne
  9. Final